JÉRÔME STADT www.jerome-kassel.de 7 Alter von 30 Jahren die Segeltuch- und Schwerweberei Gottschalk & Co., gemeinsam mit Johannes Coenning. Der als Vorreiter in Sachen Sozialengagement wirkende Unternehmer führte als Erster für seine Arbeiter bezahlten Urlaub ein und schuf überdies eine Betriebskrankenkasse, in die Frauen und Kinder sogar beitragsfrei aufgenommen wurden. In Anerkennung für seine Verdienste um das Gemeinwohl wurde Gottschalk daraufhin von Kaiser Wilhelm II. zum preußischen Kommerzienrat ernannt – wovon eine pompöse Urkunde („Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden ...“) samt kalligraphisch wertvoller Signatur kündet. Noch persönlicher dankte der Kaiser dem Professor für Anatomie und Kunstgeschichte Hermann Knackfuß, allerdings erst nach dessen Tod: mit einem großen Kranz samt seidener Schleife, die ebenfalls ausgestellt ist. Der Künstler, der ein eigenes Atelier in der Kasseler Kunstakademie besaß, hatte das Kaiserpaar auf Reisen nach Palästina, Syrien und Ägypten begleitet und daraufhin unter anderem das großformatige Historiengemälde »Einzug in Jerusalem« geschaffen, wie auch das Porträt »Kaiser Wilhelm II. zu Pferde«, das sich jetzt im Besitz des Stadtmuseums befindet, sowie mit »Zug der Frau Holle« ein großformatiges Deckengemälde für das Treppenhaus des Kasseler Rathauses, zur Tausendjahrfeier der Stadt Kassel im Jahr 1913. Höchster Turm und höchste Sicherheit Weit nach oben zog es auch Prof. Hugo Schneider (1841–1925), dem der Spitzname »Deutschlands letzter Gotiker« anhaftete. Nach dem Studium der Architektur am Polytechnikum in Kassel sowie in Düsseldorf und London spezialisierte er sich bereits in jungen Jahren auf Kirchenbauten und war unter anderem am Ausbau des Aachener Münsters wie auch des Kölner Doms beteiligt. In Kassel schuf er die neogotischen Turmteile der Martinskirche, die bis in den II. Weltkrieg Bestand hatten, und die Lutherkirche, mit ihrem 76 Meter hohen Turm noch immer das höchste Gebäude Kassels. Für höchste Sicherheit – und das gleich weltweit – sorgte hingegen die 1870 von Arwed und Richard Hahn (1846–1922/1848–1906) gegründete Firma A. & R. Hahn, die sich schnell auf militärwissenschaftliche Geräte wie Zielvorrichtungen für die Artillerie und Entfernungsmesser für die Marine spezialisierte, um nach dem I. Weltkrieg Filmprojektoren und technisches Gerät für das Theater zu produzieren sowie Sicherheitstürschlösser. In der Firma Hahn entwickelt und 924 zum Patent angemeldet, ist der Hahn-Zylinder – mit der gesamten Firma 1927 vom Zeiss-Ikon-Konzern übernommen – bis heute Vorbild für moderne Schließzylinder. Während sich jedoch auch Arwed und Richard Hahn noch in Öl porträtieren ließen, scheint dieser Weg der Überliefeung – wo er denn auf anderem als fotografischem Wege beschritten wird – inzwischen aus der Mode gekommen zu sein, wie die Metallbüsten der hemaligen Kasseler Oberbürgermeister Lauritz Lauritzen (1910–1980) und Karl Branner (1910–1997) vermuten lassen. „Das hat mich auch überrascht“, so Museumsdirektor Kai Füldner, der für die Eröffnung der Ausstellung indes einer ganz anderen Form der Porträtkunst den Vorzug gab: Gemeinsam mit seinem Team hatte er die bundesweit gefragte Kasseler Schnellzeichnerin Lucy Hobrecht engagiert, die den gesamten Abend über dicht am Original vorbeischrammende Karikaturen der Museumsgäste schuf. Die Ausstellung »Hingucker – Kasseler Persönlichkeiten und ihr Wirken « dauert noch bis zum 9. September 2018. EINE KRANKENKASSE, VIELE VORTEILE VIELE ZUSÄTZLICHE LEISTUNGEN IN KASSEL UND MELSUNGEN FÜR SIE DA GESTERN, HEUTE UND IN ZUKUNFT www.bkk-wf.de d 1 m m H ru eh u ü A zu K Stadtmuseumsdirektor Dr. Kai Füldner live und in der Karikatur, angefertigt von der weit über Kassels Grenzen hinaus bekannten Künstlerin Lucy Hobrecht Heinrich Schmidtmann (1842.1921) prägte als Architekt das Stadtbild Kassels Stadtmuseumsdirektor Dr Kai Füldner
2018_S00001_00052
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