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www.jerome-kassel.de 39 JÉRÔME FEUILLETON 100 Dollar von Gibbs Manager Seitdem ist er viel herumgekommen als Tontechniker. Er wickelte Auslandsprojekte für das Goethe-Institut ab, er war mit Robin Gibb auf Asientour. „Ein beeindruckender, netter Mensch“, erinnert er sich an den 2012 verstorbenen Bee-Gees-Sänger und fügt eine Geschichte über eine brenzlige Situation in Hongkong hinzu: Dort habe das Mischpult gebrannt, weshalb er beim Konzert ein neues, unbekanntes Pult, frisch aus der Pappschachtel, verwenden musste. Alles lief prima, aber danach kam Gibbs Manager zu ihm und überreichte ihm 100 Dollar. Man hatte gewettet, dass es nicht klappen würde. Gutes Feeling Nach seiner Schätzung betreut er im Theaterstübchen rund 150 Konzerte pro Jahr. Als Markus Knierim 2012 den Club aufwendig erneuern ließ, stand er ihm beratend zur Seite bei der Anschaffung der Tonanlage und des Mischpults. „Wenn du was machst, mach‘s richtig“, habe er damals gesagt. Das hat sich ausgezahlt: „Man merkt es an den Leuten, die hierherkommen – egal ob auswärtiger Techniker oder Musiker. Die merken einfach: Hier können wir gut arbeiten, hier haben wir ein gutes Feeling, und das transportieren sie natürlich ins Publikum.“ Eine optimale Balance finden Ganz in seinem Element ist Dressler, wenn über technische Details und die Belange seines Metiers spricht, etwa über die 3D-Beschallung, die er bei einem Klassikkonzert auf der Insel Mainau vornahm, über Staffelungen des Halls, über Bändchenhochtöner oder die Anordnung der Lautsprecher, die im Theaterstübchen eine sogenannte Zylinderwelle ergibt. Ein Tontechniker müsse viel beachten: Zunächst einmal sollen die Musiker ein gutes Gefühl auf der Bühne haben, dann gelte es, durchaus vergleichbar mit der Arbeit des Dirigenten, eine optimale Balance zwischen den Instrumenten und Stimmen zu erzielen, schließlich gebe es noch die Möglichkeit, während des Konzerts verschiedene Effekte zu addieren. Auch Alben aufgenommen „Live ist mein Ding“, sagt Dressler. Dabei hat er auch eine beachtliche Studio- Erfahrung. So erzählt er, dass er fünf CDs von Ganz Schön Feist aufgenommen und dabei viel experimentiert hat. Er nahm unter anderem auch auf Schloss Elmau das Album „Hidden Beauty“ von Triosence und im Theaterstübchen das Live-Album „Ron Carter: Golden Striker Trio“ auf. Diese Alben brachten dem Triosence-Pianisten Bernhard Schüler und der Kontrabass-Legende Ron Carter im Vorjahr jeweils eine Nominierung für den Echo Jazz ein. Doch dann kam der Eklat um die Rapper Kollegah und Farid Bang. „Leider haben sie ja den Echo abgeschafft“, bemerkt er lachend. Voice meets Voice Rolf Dressler lebt mit der Sängerin Sabine Roppel zusammen, die beiden sind Eltern der 14-jährigen Tochter Pauline. „Ich bin spät Vater geworden, meine Familie ist mir sehr wichtig“, sagt er. Gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Sabine Roppel, den weiteren Sängerinnen Christel Thomas und Annette Roas sowie den Instrumentalisten Rolf Denecke, Christian Svenson und Stefan Metz musiziert Dressler in der Band Voice meets Voice, die immer rund um Weihnachten das Theaterstübchen-Publikum auf eine Reise durch verschiedene Stile mitnimmt. Auch an den Tasten, an Keyboard und Flügel, beweist der hervorragende Tontechniker sein Feingefühl. Emotional angesprochen werden Seine musikalischen Vorlieben? Beim Musikhören geht es ihm vor allem darum, emotional angesprochen zu werden. Er schätzt Chopin, Debussy, Beethoven und Rachmaninow, er mag Jazz und Pop, wobei er Sting als Popkünstler hervorhebt. Bleibt noch eine charmante Begebenheit zu erwähnen: Während unseres Gesprächs kam Markus Knierim kurz vorbei und gab den Tipp: „Schreib‘ ganz einfach: Rolf ist der beste Techniker auf der ganzen Welt.“ 3 Tage volles Programm in den Gassen der Altstadt www.kasseler-altstadtfest.de Kultur & Kulinarik, Regionales & Musik, mit Fred Kellner & die famose SoulSister, Feuerwerk uvm.


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