8 www.jerome-kassel.de JÉRÔME CARICATURA Seit den 1970er Jahren ist Gerhard Seyfried der Star des deutschen Underground-Comics. Wenngleich sein Spektrum breit gefächert ist und von Comics über Cartoons bis hin zu Romanen und Übersetzungen reicht, ist sicherlich die Figur „Zwille“ zu seinem Markenzeichen geworden. Anlässlich von Seyfrieds siebzigstem Geburtstags erschien im März sein neues Comic- Buch, das das titelgebende anarchistische Männchen mit kugelförmig abstehenden schwarzen Kopf- und Barthaaren endlich in einem eigenen Band würdigt. Alt-Anarcho Zwille wohnt mittlerweile mit Freund McÖko im letzten besetzten Haus im fast komplett gentrifizierten Berlin-Kreuzberg. Als dieses auch noch von der Polizei geräumt wird, sehen sich die beiden plötzlich der drohenden Obdachlosigkeit gegenüber. Ein spannendes Abenteuer beginnt, in dem es Alt-Anarcho Zwille schließlich wieder einmal gelingt „das richtige Leben im falschen System zu finden“ (Tagesspiegel), in dem sich aber zugleich auch zahlreiche Reminiszenzen an Seyfrieds eigene Biografie finden. Ausschluss vom Studium Geboren und aufgewachsen in München, begann Seyfried in der Hochzeit der Studentenbewegung sein Studium der Malerei und Grafik an der dortigen Akademie für das Graphische Gewerbe. Seine Teilnahme an einem Streik gegen die Notstandsgesetze führte jedoch 1969 zu seinem Ausschluss. Daraufhin begann Seyfried, als freischaffender Zeichner zu arbeiten und wurde postwendend zu DEM politischen Zeichner der linken Szene und bald auch darüber hinaus. Kiffer, Freaks und Bullen 1976 folgte der Umzug nach West-Berlin, das von da an den Hintergrund für seine Comics und Cartoons lieferte. Dort zeichnete er von nun an seine Geschichten über die Hausbesetzerszene, über Kiffer, Freaks und Bullen, und veröffentlichte sein erstes Buch „Wo soll das alles enden“. Mit dem Geld aus dem Verkauf reiste er Ende der 1970er das erste Mal in die USA, wo er seine Vorbilder Gilbert Shelton und Paul Mavride traf. Deren legendäre Underground-Comicserie „The Fabulous Furry Freak Brothers“ übersetzte er später gemeinsam mit keinem geringeren als Harry Rowohlt in das Deutsche. Zwille ist zurück Weltweite Publikationen Seyfrieds Werke finden mittlerweile weltweit Einzug in Publikationen und Ausstellungen. Bis heute veröffentlichte er vierzehn Comicbände und sieben literarische Werke. Stilistisch vereint Seyfried zeichnerische und schriftstellerische Fähigkeiten, kombiniert mit gut recherchierten Fakten und einem „gleichermaßen intellektuell wie aggressivliebevollen Humor“ (Verlag Antje Kunstmann). Für diesen wurde er 1990 mit dem „Max und Moritz Preis“ und 2007 mit dem „Wilhelm-Busch- Preis“ ausgezeichnet. Gerhard Seyfried Die 68er in Cartoons Ausstellung bis 12.8.2018 Öffnungszeiten Di bis Sa 12 bis 19 Uhr und So, feiertags 10 bis 19 Uhr Ort Caricatura – Galerie für Komische Kunst im KulturBahnhof, Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel www.caricatura.de
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