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Wie der verstorbene ALS-Patient Von Rainer Lomen 30 www.jerome-kassel.de JÉRÔME FEUILLETON Der Klick mit dem Blick Uwe Hertel sein Schicksal meisterte Ich möchte, dass andere von meinen Erfahrungen profitieren“, sagte Uwe Hertel. Da hatte er bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Drei Wochen vor seinem Tod Ende Januar gab der 54-Jährige ein letztes Interview. Im Gespräch mit Redakteur Rainer Lomen schilderte Hertel, wie er herausfand, dass er an ALS erkrankt war, wie er sich gegen die Krankheit stemmte und warum ihm ein computergestütztes Sprachprogramm in den letzten Monaten ermöglichte, mit seiner Umgebung zu kommunizieren. Erste Anzeichen bei Weihnachtsfeier Während der SMA-Weihnachtsfeier im Dezember 2010 nahm das damalige Vorstandsmitglied Fotos: nh wahr, dass er schleppend sprach und sich beim Essen häufiger verschluckte. Im Februar 2011 bemerkte er, dass sich seine Finger unbeweglicher zeigten. Unabhängig voneinander recherchierten Ehefrau Ines und er im Internet. Beide fanden heraus, dass die Symptome auf die ALS-Erkrankung hinwiesen. ALS schwächt die Nerven, in der Folge lassen sich die Muskeln immer weniger aktivieren. Die niederschmetternde Diagnose bestätigte ein Arzt aus Hannover im Sommer. „Die Lebenserwartung liegt zwischen einem und fünf Jahren“, erklärt Ines Hertel-Herzog. Angesichts der Perspektive rang Uwe Hertel mit der Fassung. Doch der damals 50-Jährige nahm Mit Cabrio-Mütze: Solange es die Gesundheit erlaubte, war Uwe Hertel leidenschaftlich in seinem offenen Spitfire unterwegs ALS bislang nicht heilbar Die Amyotrophe Lateralsklerose, ALS, ist eine schwere, neurodegenerative Erkrankung, die häufig um das 50. Lebensjahr auftritt. Sie führt zur Lähmung des Körpers, zu Schluck- und Sprechstörungen sowie einer Beeinträchtigung der Atemfunktion. Fortschreitende Lähmungen verringern manuelle Funktionen und die Mobilität einschließlich der Körperpflege und der Nahrungsaufnahme. Es kommt zur Sprechstörung, während das Sprachverständnis und kognitive sowie intellektuelle Funktionen erhalten bleiben. Probleme beim Schlucken erfordern alternative Methoden der Nahrungsaufnahme, mitunter invasive Ernährungssonden. 8.000 Patienten sind in Deutschland betroffen, 2.000 Erkrankte sterben im Jahr daran. Nachdem sich die ersten Symptome zeigen, bleiben dem Erkrankten in der Regel vier bis fünf Jahre. Zehn Prozent der Patienten überleben die folgenden zehn Jahre. ALS ist bisher nicht heil-, aber behandelbar. So lassen sich Symptome wie unbeabsichtigter Speichelfluss, Spastiken, Muskelkrämpfe, Angst und innerliche Unruhe durch Medikamente lindern.


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