Renate Matthei ist Gründerin und Geschäftsführerin des Furore Verlages, des weltweit einzigen Musikverlages, der ausschließlich Musik von Frauen verlegt. Mit Ihrer Verlagstätigkeit hat sie das oft übersehene weibliche Musikschaffen einer breiteren Öffentlichkeit und für wissenschaftliche Erforschung zugänglich gemacht. Dafür und für Ihren Einsatz für die Komponistinnen weltweit erhält sie am 8. März 2015 den Hauptpreis (15.000 Euro) des Soroptimist Deutschland Preises.
Mit dem Soroptimist Deutschland Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird und mit insgesamt 20.000 Euro dotiert ist, werden Personen oder Organisationen ausgezeichnet, die sich durch ihr Wirken vor allem im Rahmen eines konkreten Projekts auf besondere Weise um die Verbesserung der Stellung der Frau in der Gesellschaft verdient gemacht haben. Am Sonntag, den 8. März wird der Preis öffentlich im Historischen Reichssaal des Alten Rathauses in Regensburg verliehen.
„Renate Matthei hat mit ihrem Verlag das Werk vieler längst verstorbener Komponistinnen gerettet und dieses Kulturgut für unsere Zeit bewahrt“, so die Präsidentin Magdalena Erkens der Soroptimist International Deutschland. Renate Matthei sei beispielgebend für eine nachfolgende Generation von Frauen. Sie zeigt, dass man mit Engagement und Leidenschaft vieles bewirken kann. Mit der Auszeichnung tritt sie in die Fußstapfen der bisherigen Preisträgerinnen Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, Prof. Dr. Dagmar Schipanski und Prof. Dr. Jutta Allmendinger.
Bereits 2012 erhielt Renate Matthei für die Gründung des Furore Verlages und ihr vielfältiges, jahrzehntelanges kulturelles Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande, das ihr von Bundespräsident Joachim Gauck persönlich überreicht wurde.
Renate Matthei gründete 1986 den Furore-Verlag, der sich als einziger Musikverlag weltweit ausschließlich der Veröffentlichung von Noten und Büchern von und über Komponistinnen widmet und CDs mit Aufnahmen ihrer Werke vertreibt. Im aktuellen Katalog finden sich mehr als 1.500 Werke von etwa 170 musikschaffenden Frauen aus Europa, Amerika, Asien und Australien. Die Zeitspanne der Entstehung dieser Musik reicht vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Bereits vier Mal erhielt der Musikverlag für ausgewählte Notenausgaben den Deutschen Musikeditionspreis „Best Edition“ unter anderem 2010 für die Edition „Ausgewählte Lieder“ von Josephine Lang sowie 2002 für die Faksimile-Edition „Das Jahr“ von Fanny Hensel, geb. Mendelssohn.
Als erster Verlag widmete sich der Furore Verlag seit 1986 konsequent der Veröffentlichung des umfangreichen Werks von Fanny Hensel, der Schwester Felix Mendelssohns; darunter die Edition des großen und vielfach rezipierten Klavierzyklus „Das Jahr“. Neben einer 1989 erstmals erschienenen Spielpartitur bereichert das wertvolle Faksimile dieses Werkes, das erst 1997 in die Öffentlichkeit gelangte, seit 2000 das Verlagsprogramm. Ganz neu ist eine Orchesterfassung, „in der sich alles an Temperament und Melancholie, an Sonne, Nebel und pulsierendem Leben wiederfindet, was im Original angelegt ist.“ Die über 150 publizierten Werke Fanny Hensels von Klavier- und Orgelliteratur über Kammermusik, Vokalmusik bis zu der Ouvertüre für Orchester, zwei Kantaten und einem Oratorium ermöglichten die weltweite Aufführung und Rezeption der Musik Hensels. 2015 feiert die virtuose Komponistin ihren 210. Geburtstag mit einer vor 30 Jahren noch unvorstellbaren Resonanz. So wurde bereits im Januar die Pariser Philharmonie mit der Ouvertüre von Fanny Hensel eröffnet.
Auch weitere Perlen der Musikgeschichte, wie beispielsweise die Werke der französischen Hofkomponistin Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre (350. Geburtstag 2015) und der deutschen Liedkomponistin Josephine Lang (200. Geburtstag 2015) sowie der französischen Komponistin Mel Bonis, deren Biografie und zahlreiche Noteneditionen bei Furore erschienen sind, bleiben aufgrund der Arbeit des Furore Verlags für die Nachwelt erhalten. In vielerlei Hinsicht also ein bereicherndes Jahr für die Präsenz, Autonomie und das Selbstverständnis weiblicher Musikschaffender in der Geschichtsschreibung. 2016 feiert der Verlag sein 30-jähriges Jubiläum. Das Preisgeld wird Renate Matthei für weitere Projekte mit den Komponistinnen Luise Greger und Mathilde Kralik von Meyrswalden verwenden.