Zum Ende des Jahres verabschiedet sich IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Lohmeier in den Ruhestand. 20 Jahre stand der 64-Jährige an der Spitze der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg und setzte in der Region Zeichen. Nachfolgerin des promovierten Diplom-Ökonomen ist Sybille von Obernitz.
Seit 1995 hat sich Lohmeier für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft eingesetzt. Sein Ziel war es, den Strukturwandel erfolgreich voranzutreiben. Arbeitsschwerpunkte waren dabei die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, unter anderem durch den Bau des airport kassel in Calden, den Weiterbau der A 49 und A 44, die enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Internationalisierung der Wirtschaft.
„Als ich vor zwanzig Jahren nach Kassel kam, dachte ich: Hier kannst Du was bewegen“, sagt Lohmeier. Damals sei trotz Wiedervereinigung noch wenig Selbstvertrauen zu spüren gewesen, das habe sich gewandelt: „Die Region ist zu einem Gewinner der Globalisierung geworden.“ Die Arbeitslosenzahl habe sich halbiert, das Bruttosozialprodukt verdoppelt, die Exportquote fast vervierfacht: „Ich bin stolz darauf, dass ich mit der IHK Kassel-Marburg einen deutlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stärke unserer Region leisten konnte.“
Die Industrie- und Handelskammer betrachtet Lohmeier als wichtige Solidargemeinschaft für die Wirtschaft. Sein Bestreben war es stets, sie zu stärken – deshalb führte für ihn kein Weg an der Regionalisierung vorbei: „Für mich bedeutet das ein hohes Maß an Identifikation.“ Die Einführung der Regionalausschüsse und Servicezentren in den sechs Landkreisen des IHK-Bezirks Kassel-Marburg hat er vorangetrieben. Ebenso die Verankerung von Kassel und Marburg im Namen der IHK: „Als ich kam, hieß es, die Idee ist gut, können Sie aber nicht durchsetzen. Letztlich ging es doch“, schildert er.
Lohmeier wurde am 10. Juni 1951 in Göttingen geboren, wuchs in Beverungen auf und machte 1970 in Paderborn das Abitur. Das Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft absolvierte er in Marburg und Bochum, wo er an der Ruhr-Universität promovierte. Schon in den 1970er-Jahren drehte sich seine Forschungstätigkeit um den regionalen Strukturwandel und wie man darauf Einfluss nehmen kann.
1980 ging Lohmeier als Referent zur IHK Würzburg-Schweinfurt, zu deren stellvertretendem Hauptgeschäftsführer er 1989 ernannt wurde. Zuvor hatte er in Unterfranken zwei Technologie- und Gründerzentren entwickelt, die zu den ersten ihrer Art in Deutschland zählten. Auch in Nordhessen und Marburg war es ihm eine Herzensangelegenheit, solchen Zentren ein erfolgreiches Profil zu geben. „Heute sind wir gut aufgestellt“, resümiert er.
Neben der IHK war Lohmeier in vielen Ämtern aktiv, unter anderem als Vorsitzender des Gesellschaftsrates der Fördergesellschaft für innovative Dienstleistungen (FiDT) in Kassel, im Vorstand der Innovations- und Technologieberatung Hessen, als Vorstand von Pro Nordhessen sowie als Vorsitzender des Aufsichtsrates des Regionalmanagements Nordhessen.
In Kassel hat Lohmeier in den vergangenen zwei Jahrzehnten seine Heimat gefunden, er schätzt die hohe Lebensqualität der Region: „Ich lebe hier gerne mit meiner Familie. Die zentrale Lage, der kulturelle und landschaftliche Reichtum machen den Reiz der Region aus.“ Lohmeier ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und Großvater von drei Enkeln. Zu seinen Hobbys gehören die Literatur, die Musik, die Astronomie, das Angeln und der Tennissport.
Vor der Zeit, die vor ihm liegt, ist ihm nicht bange: „Ich gehe mit Neugierde in den Ruhestand.“ Sein Fazit nach vier Jahrzehnten im Job: „Mein Weg war ein guter. Voller Aufgaben und Herausforderungen.“ Traurig sei er keineswegs: „Sich an der Spitze der IHK für unsere Region einsetzen zu dürfen, war doch ein wunderbares Privileg.“ (red)