Richtiges Hören ist kein Ratespiel

Hilfe bei Schwerhörigkeit sorgt für mehr Lebensqualität

Foto: istockphoto.com

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Sie ist eine Herausforderung – und das in vielerlei Hinsicht: die Weihnachtsfeier. Vor allem das menschliche Gehör wird zu einem solchen Anlass enorm gefordert. Denn in nur einem Raum nimmt es eine Vielzahl an Geräuschen und Stimmen wahr. Menschen unterhalten, Gespräche müssen kurze und lange Distanzen überwinden, Bestecke klappern, Gläser klirren, Musik erklingt. Mit der Zeit kommt es einem so vor, als würde das eine Geräusch das andere überlagern. Die Geräuschkulisse gleicht irgendwann einer klebrigen Melange aus Kaffee, Milch, Zucker und einem Hauch Schoko, deren feine Nuancen man im Ohr nicht mehr zu unterscheiden vermag.

Cocktailparty-Effekt
„Man spricht dabei vom Cocktailparty-Effekt“, sagt Magdalena Haas, Hörgeräte-Akustikmeisterin bei Hess Hören in Kassel. Akustische Signale – meist im hochfrequenten Bereich – werden immer abgeschwächter, veränderter oder teilweise gar nicht mehr wahrgenommen. Wörter und Sätze kommen im Gehör verzerrt oder verfälscht an. „Betroffen sind dabei vor allem die Konsonanten. Sie werden schwach oder gar nicht wahrgenommen. Oft sind sie wie ausradiert“, sagt Haas. Sie macht das an einem Beispiel deutlich: „Betroffene können beispielsweise aus einem Wortfetzen wie ,isch’ das Wort ,Tisch’ oder ,Fisch’ schließen. Das Zuhören wird so nicht nur zu einer Anstrengung, sondern auch zu einem Ratespiel.“ Je lauter es in der Umgebung ist, umso schwieriger werde es, aus den Sprachfetzen den genauen Wortlaut herauszuhören. „Anfangs mag das amüsant sein. Doch mit der Zeit verunsichern und belasten die häufigen Missverständnisse“, sagt Haas.

Viele Betroffene in der Weihnachtszeit
Betroffen sein können Menschen mit einem gut funktionierenden, aber in dem Moment überlasteten Gehör. Diese Situation kann aber auch ein Hinweis auf eine beginnende Schwerhörigkeit sein. „Viele betroffene Menschen kommen in der Weihnachtszeit zu uns. Weil sie in Situationen wie einer Feier mit vielen Menschen merken, dass an ihrem Gehör etwas nicht richtig funktioniert“, sagt Haas aus Erfahrung.

Hörstörungen können angeboren sein, sich durch äußere Einflüsse wie Lärmbelästigung oder Knalltraumata und innere Einflüsse wie Infektionen oder Tumoren entwickeln. „Betroffen sein kann ein Ohr oder auch beide Ohren“, erklärt Haas. Je nach Ursache kann sie plötzlich und nur vorübergehend auftreten oder sie setzt schleichend ein und wird mit der Zeit zu einem dauerhaften Hörproblem. „Bei einem Hörsturz beispielsweise kann eine Hörminderung akut auftreten. Altersschwerhörigkeit dagegen stellt sich schleichend ein“, erklärt Haas.

Eingeschränktes Hören bedeutet immer auch eine Einschränkung der Lebensqualität. Nicht nur die alltägliche Kommunikation stellt ein Problem dar, sondern sie schränkt auch das soziale Leben ein. Wer schlecht hört, fühlt sich meist gehemmt, ausgeschlossen und unsicher. Im schlimmsten Fall kann Schwerhörigkeit zu Vereinsamung, Depressionen und Demenz führen.

Eine sensible Angelegenheit
Jeder sollte bewusst auf sein Hörvermögen achten. Mit einem Hörtest kann ein HNO-Arzt oder Hörakustiker die Hörfähigkeit prüfen. Weitere Tests geben Hinweise auf die Ursachen. „Hören ist eine sensible Angelegenheit. Ein gutes Hörvermögen ist eine Kostbarkeit“, sagt Haas. Deshalb: Wer frühzeitig handelt und ein Hörgerät nutzt, kann zwar die Schwerhörigkeit nicht heilen, aber eine weitere Verschlechterung aufhalten. Moderne Systeme mit Hochleistungsprozessoren passen sich den Gesprächssituationen an und reduzieren die Umgebungsgeräusche und verhelfen so zu einem Mehr an Lebensqualität.

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