Im Rahmen der Kasseler Musiktage 2013 erklingt die deutsche Erstaufführung von Ernst Kreneks Oratorium „Symeon der Stylit“
Kassel und der Komponist Ernst Krenek waren miteinander eng verbunden. Denn der 1900 geborene, ursprünglich aus Österreich stammende Komponist schrieb als Assistent des Intendanten der Kasseler Oper in den Jahren 1925/26 seine Oper „Johnny spielt auf“. Durch die gelungene Einbeziehung von Elementen des Jazz und der europäischen Kunstmusik avancierte dieses Werk zu einem der größten künstlerischen Erfolge seines Lebens.
Sein Oratorium „Symeon der Stylit“, das Krenek 1935/36 während der künstlerischen Unterdrückung und existenziellen Bedrohung durch die Nationalsozialisten ganz für die Schublade komponierte, fristet dagegen bis heute ein Schattendasein. Der Inhalt dreht sich um die Legende vom Heiligen Symeon, der im fünften Jahrhundert nach Christus in Syrien ganze 37 Jahre seines Lebens auf einer Säule stehend verbracht haben soll, für seinen Glauben starb und schließlich zum Heiligen erklärt wurde.
Deutsche Erstaufführung
Im Rahmen der Kasseler Musiktage erklingt dieses Oratorium, das in seiner Kompositionstechnik bereits zur Zeit seiner Entstehung zu den avanciertesten Werken seiner Art gehörte, am Samstag, 9. November in der Martinskirche Kassel in deutscher Erstaufführung. Die Komposition, die Ernst Krenek auf Basis von Texten des expressionistischen Dichters Hugo Ball und der Bibel für Soli, Sprecher, gemischten Chor und Orchester konzipierte, besticht auch heute noch durch ihre überwältigende Wirkung und mitreißende Stringenz.
Spezialisten für Neue Musik
Interpretiert wird das musikalisch wie technisch anspruchsvolle Werk von den Neue-Musik-Spezialisten des Ensemble Studio musikFabrik, des Jugendensemble für Neue Musik des Landesmusikrats NRW. Mit Johanna Winkel (Sopran), Elisabeth Holmer (Mezzosopran), Markus Matheis (Tenor) und Ekkehard Abele (Bass) konnten junge, herausragende Gesangsspezialisten verpflichtet werden. Den Sprecherpart übernimmt Jürgen Wink, Mitglied des Schauspielensembles Kassel. Im Chor treten die Sängerinnen und Sänger des Vocalensembles Kassel auf. Die Leitung hat der Kantor der Martinskirche Eckhard Manz.
Im Kontext: Messians „Quatuor pour la fin de temps“
Als Auftakt zu dieser gewaltigen Komposition, die zweite Oratoriumsaufführung im Rahmen der diesjährigen Musikfests, interpretieren die Geigerin Katalin Hercegh, der Stefan Hülsermann (Klarinette), Wolfram Geiss (Violoncello) und der Pianist Hellmuth Vivell das „Quatuor pour la fin du temps“ („Quartett auf das Ende der Zeit“) des französischen Komponisten Olivier Messiaen. Wie in der Komposition Kreneks hat auch dieses Werk mit der Offenbarung des Johannes eine biblische Vorlage. Die Komposition von 1940/41 zählt zu den kammermusikalischen Meilensteinen des 20. Jahrhunderts.
Begleitendes Symposium
Unter dem Titel „Heiliger Exzess, Skandalon: Ernst Kreneks Oratorium ‚Symeon der Stylit‘. Eine Einführung“ steht auch das begleitende Symposium, das bereits um 17.00 Uhr im Haus an St. Martin beginnt. Karl Pinggéra, Professor für Kirchengeschichte an der Philipps-Universität Marburg, und der Komponist und Musikwissenschaftler Michael Töpel erläutern die Hintergründe von Ernst Kreneks Oratorium.
Oratorium II: „Symeon der Stylit“ von Ernst Krenek
Werke von Olivier Messiaen und Ernst Krenek
Samstag, 9. November, 20 Uhr, Martinskirche Kassel
Vocalensemble Kassel
Ensemble Studio Musikfabrik
Johanna Winkel, Sopran; Elisabeth Holmer, Mezzosopran; Markus Matheis, Tenor; Ekkehard Abele, Bass; Jürgen Wink, Sprecher
Eckhard Manz, Leitung
Katalin Hercegh, Violine; Stefan Hülsermann, Klarinette; Wolfram Geiss, Violoncello; Hellmuth Vivell, Klavier
Sendung im Rundfunk
Das Konzert wird vom Hessischen Rundfunk in Kooperation mit dem Südwestrundfunk mitgeschnitten. Sendetermin ist Sonntag, 19. Januar 2014 um 20.05 Uhr auf hr2-kultur.