Ist der Schriftzug am Eingang zum Offiziantenhaus in Wilhelmsthal wirklich der Ausstellungstitel, und meint er ernst, was er besagt? Darf man das Gebäude nicht betreten, oder nicht den Garten? Warum ist das Betreten verboten, ist hier etwas privat, heimlich, unordentlich? Jedenfalls, das Haus bleibt zu. Die Hüllen einstiger herrschaftlicher Repräsentation boten noch im Verfall immerhin einige Jahre einen gewissen Charme, um bildkünstlerische Arbeiten in spannendem Ambiente auszustellen. Nun ist man wirklich in‘s Outback verwiesen, und die These, Kunst gedeihe besonders gut im Mangelmodus, wird hier – an der Rückseite der Ruine, im Niemandsland – in etlichen Arbeiten unter dem Leitmotiv der vielschichtigen Wortkomposition „Betreten verboten“ reflektiert.
Und das Projekt nutzt mit seinen elf Stationen diesen ihm zugefallenen Freiraum einer sehr speziellen Heterotypie für ein vielfältiges Wechselspiel zwischen Einladung und Abweisung, zwischen Innen und Außen, zwischen Offenheit und Abschottung, in dessen Verlauf schließlich dem verbotenen Interieur doch noch eine wichtige Funktion zukommt. Verschlossene Gärten, Tempel und abgestuft freie Sichtachsen lassen sowohl paradiesische als auch missbräuchliche Assoziationen aufkommen. Betreten verboten, doch hingehen und anschauen könnte anregen.
Teilnehmende: Claudia Arndt, Irmi Aumeier, Monika Bodenmüller, Sabine Reyer, Betty Sarti de Range, Gerda Waha, K. F. Günther, Christof Kalden, Jean Boskja Missler, Wladimir Olenburg, Arno Reich-Siggemann
„Betreten verboten“. Eine Ausstellung des BBK Kassel-Nordhessen.
9. Juni – 21. September. Offiziantenhaus Schloss Wilhelmsthal, Wilhelmsthal/Calden. Eröffnung: 9. Juni, 17 Uhr