Zum Schutz des Bergparks: Neuer Vorstoß für Herkulesbahn
Das Problem ist nicht neu und die Lösung liegt schon lange auf dem Tisch. Doch passiert ist nicht wirklich etwas. Wenn in den Sommermonaten die Wasserspiele Tausende von Besuchern in den Bergpark locken, dann bricht in Wilhelmshöhe regelmäßig das Verkehrschaos aus. Endlose Pkw-Schlangen auf den umliegenden Straßen, hoffnungslos überfüllte Parkplätze und wildes Parken allerorten haben seit Verleihung des Weltkulturerbe-Titels noch massiv zugenommen. Für Michael Schwab, Vorsitzender des Fördervereins Neue Herkulesbahn, ein unhaltbarer Zustand. Doch seine rund 100 Mitstreiter aus allen Teilen der Bundesrepublik haben ihr Ziel noch nicht erreicht. Ihre favorisierte ÖPNV-Anbindung von Europas größtem Bergpark über eine neue Herkulesbahn ist zwar in aller Munde, aber noch nicht greifbar nah.
„Wir setzen auf Argumente“
„Die Politik muss begeistert werden“, markiert Michael Schwab das Ziel und fügt hinzu: „Wir setzen auf die Kraft der Argumente.“ Und die sind für den Kasseler, der sich jetzt seit zwölf Jahren dafür einsetzt, den Bergpark „verkehrstechnisch mit der Straßenbahn in die Zange zu nehmen“, mehr als überzeugend. Dabei geht es ihm nicht nur um den ökologischen Schutz des beispiellos schönen Naherholungsgebietes durch eine ebenso attraktive wie effektive Verkehrsalternative. Darüber hinaus plädiert er auch dafür, das Weltkulturerbe schon bei der Anfahrt entschleunigt und erlebnisorientiert zu erfahren. „Die neue Herkulesbahn ist mehr als nur ein Verkehrsmittel“, betont der Vorsitzende des Fördervereins, „die Faszination ergibt sich schon aus dem einzigartigen Fahrerlebnis auf einer grünen Steiltrasse durch den Habichtswald zum Herkules – garantiert ohne Staugefahr.“
Alte Herkulesbahn fuhr bis 1966
Genau dieses Fahrerlebnis sollte an der heutigen Endstation der Linie 3 im Druseltal starten, von wo aus die Herkulesbahn auf ihrer historischen Streckenführung bis auf die Höhe der Parkplätze am Herkules fahren würde. Zwischen Herkules und der Endhaltestelle der Linie 1, dem zweiten Eingangsportal ins Weltkulturerbe, könnte dann während der Wasserspiele oder besonderer Ereignisse zusätzlich ein Pendelverkehr mit historischen oder Niederflurbahnen stattfinden. Keine neue Idee, denn die alte Herkulesbahn war von 1902 bis 1966 eine der größten Attraktionen Kassels und eine technische Pionierleistung, betont Schwab. Erst habe sie dem Güterverkehr, später auch der Personenbeförderung gedient. Dann sei sie aber eingestellt worden, als es keinen Bergbau mehr im Bergpark gab und die Druseltalstraße wegen eines neuen Bundeswehrstandorts in Ehlen für Panzer ausgebaut werden musste. Eine neue, teure Trassenführung wäre somit notwendig geworden und wurde verworfen. Für Michael Schwab auch ein Ausdruck des damals automobilen Zeitgeistes.
Apropos teuer. Auf zirka 13,5 Millionen Euro hat die KVG die Kosten für die neue Herkulesbahn laut Michael Schwab bereits in 2010 geschätzt, als die Stadtverordnetenversammlung eine Vorentwurfsplanung in Auftrag gegeben hatte. Mittlerweile hätten sich die Förderparameter verschärft und die Datengrundlage müsste aktualisiert werden. Dennoch hält Schwab einen Großteil der Investition angesichts der Verdreifachung der Wasserspielbesucher für förderungswürdig, beispielsweise durch EU-Mittel.
„Man braucht einen langen Atem!“
„Für so ein Projekt braucht man einen langen Atem“, ist Michael Schwab klar, gleichzeitig meint er aber auch; „in ein bis zwei Jahren muss der große Wurf passieren.“ Dem Einverständnis kann er sich mittlerweile von vielen Seiten sicher sein. Welterbe-Experten sähen keine Gefahr für den Titel. Kassel Marketing, das Amt für Straßen- und Verkehrswesen und auch die Musemslandschaft Hessen Kassel hätten bereits vor geraumer Zeit Sympathie und Zustimmung signalisiert oder Vorschläge zur Realisierung unterbreitet. Und das Echo in der Bevölkerung sei sowieso unglaublich positiv. Jüngere zeigten eine große Sensibilität für das Thema und Ältere erst recht. „Viele kennen noch die alte Herkulesbahn und es gehörte für sie dazu – gerade im Winter mit Schlitten und Skiern – mit der Bahn zum Herkules zu fahren.“
Erfolgsmodell in Linz
Ganz abgesehen davon zeigten Beispiele andernorts, zu welchen touristischen Erfolgsmodellen solche ÖPNV-Anbindungen werden könnten. Die Pöstlingbergbahn in Linz etwa, die zum Hausberg und der dortigen Wallfahrtskirche führt, befördere 500.000 Gäste jährlich; sie wurde sogar für 35 Millionen Euro saniert und bis in die Innenstadt verlängert, als Linz den Zuschlag als Kulturhauptstadt Europas 2009 erhielt. Eingebunden in ein touristisches Verkehrskonzept und verknüpft mit einem Kombiticket, kann sich das Michael Schwab auch in Kassel vorstellen.
Weitere Informationen unter www.neue-herkulesbahn.de