Herkules 300 – Wiedergeburt eines Helden

Am 30. November 1717 ist der Kasseler Herkules „fertig worden“. So verkündet es eine Inschrift, die Landgraf Carl von Hessen-Cassel an der über acht Meter hohen Kupferstatue anbringen ließ. In diesem Jahr wird das Wahrzeichen 300 Jahre alt, und die Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk) feiert das Jubiläum mit einer großen Sonderausstellung im Schloss Wilhelmshöhe. In zwei Ausstellungsteilen werden Skulpturen, Gemälde und Grafiken zur Herkules-Ikonografie zusammengetragen.

Foto: Kassel Marketing GmbH/Fotograf Paavo BlåfieldGriechischer Mythos
Wie die mhk in ihrem Ausstellungsflyer darstellt, wurde der antike Held Herkules schon früh in der Kunst dargestellt. „Der Bauschmuck des Zeustempels von Olympia erzählt seine zwölf Taten in quadratischen Reliefbildern. Ein Gipsabdruck eines dieser großen Reliefs wird in der Ausstellung zu sehen sein“, heißt es dort. Aus den mythologischen Zusammenhängen hätten sich unterschiedliche Darstellungen der Heldenfigur entwickelt.

So habe der griechische Bildhauer Lysipp um 320 vor Christus eine meisterhafte Bronzefigur geschaffen, die zwar nicht erhalten, aber in zahlreichen römischen Kopien und Varianten überliefert ist.

Vorbild in Rom ausgegraben
Anhand antiker Exponate wird die kunsthistorische Einordnung des Herkules ebenso beleuchtet wie der griechische Mythos, ohne den es den Kasseler Koloss nicht geben würde. Dessen Vorbild – eine monumentale Herkules-Skulptur – wurde 1546 in Rom ausgegraben und anschließend im Palazzo Farnese aufgestellt. Dort begeisterte das Kunstwerk Landgraf Carl von Hessen-Kassel auf seiner Italienreise, der es einige Jahre später zum Modell der Bekrönung seines Gesamtkunstwerks auf dem Karlsberg erklärte.

Stiche und Gemälde verdeutlichen den Entstehungsprozess und die Kontinuität der riesigen Kupferstatue, die der Goldschmied Anthoni ab 1714 schuf.

Der Herkules hatte Einfluss auf die gesamte Gestaltung des Bergparks zu seinen Füßen und auch auf den Bau des Schlosses Wilhelmshöhe Ende des 18. Jahrhunderts, das sich exakt an der zum Herkules führenden Sichtachse befindet.

In den drei Jahrhunderten seiner Existenz nahmen bildende Künstler immer wieder das Thema Herkules auf, entweder als mythologische Figur oder als Blickpunkt und krönenden Abschluss der barocken Wasserarchitektur im Bergpark. Das Spektrum der in der Ausstellung vertretenen Künstler reicht von Peter Paul Rubens über Adolph Menzel und Johannes Grützke bis hin zu Markus Lüpertz.

Reflexionen zeitgenössischer Künstler
Die Ausstellung stellt die Rezeption des Kasseler Herkules in der bildenden Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts vor. Dass der Koloss nicht nur Wahrzeichen von Nordhessen ist, sondern auch überregional eine wichtige Position einnimmt, dokumentieren neben dem seit 2013 geführten Titel als UNESCO-Welterbe auch die Reflexionen zeitgenössischer Künstler, die im zweiten Teil der Ausstellung präsentiert werden.

Zu den namhaften Künstlern unserer Zeit, die einen Beitrag zur Jubiläumsausstellung lieferten, zählen auch zahlreiche Vertreter der komischen Kunst. Unter Ihnen Otto Waalkes, Rudi Hurzlmeier, Otmar Alt, F.W. Bernstein, Til Mette oder Hans Traxler. Aber auch Künstler wie Albert Schindehütte, Pit Morell und Hubertus Giebe widmen sich dem 300. Geburtstag auf originelle Weise.

Zu sehen ist die Sonderausstellung im Schloss Wilhelmshöhe vom 31. März bis 8. Oktober.

Teilen, drucken, mailen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert