Die Universität Kassel erweitert ihre Ausstattung für die Forschung an effizienten und umweltfreundlicheren Fahrzeug-Antrieben. Im Fachgebiet Mechatronik wurde im September ein neuer Antriebsstrang-Prüfstand im Wert von mehr als 600.000 Euro eingeweiht.
Intelligentes Zusammenspiel der Komponenten
Mit dem Prüfstand können Untersuchungen zum besonders intelligenten Zusammenspiel der Komponenten eines Antriebsstrangs durchgeführt werden; dazu zählen alle Teile, die in einem Fahrzeug Leistung generieren und auf die Straße übertragen, also Motoren, Kupplungen, Getriebe, Differentiale, Antriebswellen und Räder. In einem ersten Forschungsprojekt entwickelt das Fachgebiet unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Michael Fister eine neuartige Ansteuerung für Kupplungen, die beim Einkuppeln deutlich weniger Verlustwärme erzeugen und dadurch Energie einsparen.
Anregungen hochdynamisch verarbeiten
Der Prüfstand simuliert den Antriebsstrang verschiedener Motorenkonzepte; neben dem konventionellen Verbrennungsmotor ist auch die Analyse von rein elektrischen oder Hybrid-Motoren vorgesehen. Er ermöglicht hierfür die hochdynamische Verarbeitung verschiedener „Anregungen“, also Einwirkungen auf den Antrieb. Dazu zählt beispielsweise die schlagartig veränderte Reibung an den Rädern, etwa wenn das Fahrzeug eine Eisplatte überfährt.
Konstant mehr als 750 kW
Als Antriebsmotor kann die Anlage Eingangsdrehzahlen bis zu 6000 Umdrehungen in der Minute (min-1) und ein maximales Drehmoment von 450 Newtonmeter (Nm) aufbringen (statisch). Zwei nachgelagerte Maschinen können jeweils bis 3000 min-1 bei 900 Nm und darüber hinaus auch bis 6000 min-1 betrieben werden. Die Anlage hat somit eine konstante Summenleistung von mehr als 750 Kilowatt (kW). Die gesamte Ansteuerung des Prüfstands erfolgt durch eine am Fachgebiet entwickelte Software.
Neue Wege in der Grundlagenforschung
„Der neue Prüfstand erweitert unsere Möglichkeiten deutlich“, erläutert Prof. Fister. „Insbesondere die Option, hochdynamisch die Einwirkungen auf den Antriebsstrang zu verändern, ist bei Anlagen dieser Art keine Selbstverständlichkeit. Das eröffnet für unser Fachgebiet und das Institut für Antriebs- und Fahrzeugtechnik der Universität Kassel neue Wege in der Grundlagenforschung, aber auch in der anwendungs- und industrienahen Forschung.“
Finanziell unterstützt wurde die Anschaffung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bonn.