Neue Methoden in der Lehre an der Uni Kassel
Der Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung (ASL) der Universität Kassel erweitert seine Lehre um weitere digitale Methoden. Prof. Philipp Eversmann lehrt seit dem Wintersemester 2017/18 Experimentelles und Digitales Entwerfen und Konstruieren. Er vermittelt seinen Studierenden unter anderem, mithilfe von computerbasierten Methoden Bauteile zu entwerfen und damit verbunden mit Robotern neue Bauprozesse zu entwickeln. Zwei erste Roboter hat das Fachgebiet jetzt erhalten.
„Digitale Methoden werden heutzutage in fast jedem Architekturbüro in Form von Planungssoftware und etwa 3D-Druck für den Modellbau verwendet“, sagt Prof. Philipp Eversmann Leiter des Fachgebiets Experimentelles und Digitales Entwerfen und Konstruieren und des Architekturbüros „Eversmann Studio“ in München. Digitale Entwurfs- und Fabrikationstechniken sind deshalb bereits heute ein wichtiger Teil der Ausbildung von Architektinnen und Architekten an der Uni Kassel.
Digitale Entwürfe zu physischen Modellen
Um das Spektrum zu erweitern, hat das Fachgebiet nun zwei neue Lehr-Roboter angeschafft. Eine robotische Forschungsanlage mit großmaßstäblichen Herstellungsmöglichkeiten soll folgen. „Bislang verfügen nur wenige Hochschulen in Deutschland über derartige Lehr-Roboter mit Bezug zur Architektur“, sagt Eversmann. „In unserem Lehrlabor können digital entwickelte Entwürfe in physische Modelle und Prototypen umgesetzt werden.“ Die Roboter bearbeiten dafür beispielsweise Holzteile auf verschiedene Weise, schneiden sie je nach geometrischen Anforderungen zu und montieren sie zu neuartigen, digital entworfenen und hergestellten Konstruktionen. Für die Entwicklung von intuitiv benutzbarer Software und Robotergreifern für die Bachelorstudenten wurde das Vorhaben zusätzlich von der Zentralen Lernförderung (ZFF) der Universität Kassel unterstützt. Weiterhin werden die Roboter für Forschungsprojekte wie etwa der Entwicklung eines robotischen 3D-Druckverfahrens mit einem neuentwickelten Holzfilamentfaden eingesetzt.
Computer braucht keinen Referenzrahmen
Der Roboter biete neue räumliche Möglichkeiten für die Entwicklung von Bauteilen, so Eversmann. „Der Computer braucht, anders als Menschen, keinen Referenzrahmen wie etwa einen rechten Winkel.“ Roboter können Bauteile frei von geometrischen Beschränkungen im Raum platzieren. Dadurch kann beispielsweise Material nur dort aufgetragen werden, wo es auch strukturell und funktionell notwendig ist, ähnlich wie beim 3D-Druck.
Ganz neue Gestaltungsfreiheit
Die Digitalisierung der Architektur mache menschliche Intelligenz und Kreativität aber nicht überflüssig, so Eversmann, der schon an Großprojekten wie dem Gebäude des französischen Verteidigungsministeriums mitgearbeitet hat. Im Gegenteil: Es werden neue Materialanwendungen, Verbindungstechniken bis hin zu räumlichen Anordnungen anhand der neuen computerbasierten Möglichkeiten kreativ erschaffen. „Unser Ziel ist es nicht, schon existierende Bauprozesse zu digitalisieren, sondern neue Bauprozesse mit einer ganz neuen Gestaltungsfreiheit zu entwickeln.“