Mitte nächsten Jahres soll es eröffnet werden, das neue Heim für die Werke von Jacob und Wilhelm Grimm: die GRIMMWELT Kassel, gelegen auf dem ehemaligen Gelände der Henschel-Villa auf dem Weinberg.
„Im Prinzip arbeiten zur Zeit wahrscheinlich mehr als 100 Leute an diesem Projekt“, sagt Kulturamtsleiterin Dorothée Rhiemeyer, alleine von Seiten der Stadt seien sieben Ämter damit befasst, verstärkt durch Partner wie die Universität Kassel und die Universitätsbibliothek, kassel marketing, die Deutsche Märchenstraße, die GrimmHeimat Nordhessen, die Humboldt-Universität Berlin und das Literaturarchiv Marbach. „Für die Konzeption der Dauerausstellung arbeiten wir mit dem Berliner Büro Hürlimann und Lepp zusammen, aufbauend auf der Sammlung, die wir jetzt gerade entsprechend erfassen und zur Verfügung stellen“, berichtet Projektleiterin Susanne Völker, die bei Inbetriebnahme des Museums Geschäftsführerin der GRIMMWELT GmbH wird, „und mit Holzer Kobler Architekturen, aus Berlin und Zürich, wird an der Ausstellungsgestaltung gefeilt.“
Ein Wust mit starker Struktur
Aufgebaut auf einer Fläche von 1.270 Quadratmetern, soll die Daueraustellung „nicht linear-narrativ die Biographie der Brüder Grimm erzählen“, so Susanne Völker, „sondern sich anhand von Begriffen aus deren Deutschem Wörterbuch bestimmte Themen und Kontexte vornehmen, die zueinander in Beziehung gesetzt werden können.“ Dabei gehe es dann sowohl um das Leben und die Werke der Grimms, aber beispielsweise auch um deren Arbeitsweise. Völker: „Wie waren die organisiert, wie haben sie gearbeitet? Denn die hatten ja nicht unsere Möglichkeiten der Datenverarbeitung, sondern benutzten dafür kleine Zettel, auf denen sie zum Teil auch noch unheimlich viel korrigiert haben. Aus heutiger Sicht ist das ein fürchterlicher Wust, der aber eine ganz, ganz starke innere Struktur hatte.“ Von großem Interesse sei ebenso die Korrespondenz der Grimms: „Mit wem? Zu welchen Themen? Wie sah ihr Netzwerk aus?“
Das Erbe der Sprachforscher
„Uns war es sehr wichtig, dass man die Grimms nicht auf Märchensammler reduziert, sondern dass sie vor allen Dingen mit ihrer Arbeit als Begründer der Germanistik gesehen werden“, erläutert Dorothée Rhiemeyer. „Und auch – etwa mit Blick auf Integration oder Migration – thematisiert wird, welche Relevanz das, was damals entstanden ist, für uns heute hat. Wie ist das zum Beispiel mit dem Erlernen der Sprache?“ Anknüpfungspunkte zu haben, ergänzt Susanne Völker, die Übersetzung in die eigene Lebenswirklichkeit, sei im Grunde das, was den Zugang zur GRIMMWELT überhaupt erst ermögliche. „Natürlich auf eine Art und Weise, die einfach zum Mitmachen einlädt, die Spaß machen kann und bei der man vielleicht sogar mit anderen Ausstellungsbesuchern ins Gespräch kommt.“