Anstiftung und Ovationen: Kasseler Kunstpreis 2011

Einem denkwürdigen Ereignis konnten die Besucher der Verleihung des erst 1992 durch die Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung ermöglichten Kasseler Kunstpreises beiwohnen, nun in seiner aktuellen Ausgabe 2011. Es sollte sich dabei allein schon unter akustischen wie auch klimatischen Gesichtspunkten als vorteilhaft erweisen, dass bei weitem weniger Gäste ihren Weg in die dafür bereitgestellten Räumlichkeiten des Kasseler Kunstvereins im Fridericianum gefunden hatten, als noch wenige Tage zuvor bei der Verleihung des Arnold Bode-Preises an Goshka Macuga, bei der documenta 13-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev als Laudatorin auftrat.

Freudige Blicke ins Publikum: die Kasseler Kunstpreis 2011-Gewinner Thomas Höhl und Daniela Witzel, vereint mit den zahlreichen Nutznießern der Förder- und Ankaufsmittel (von links). Foto: Jan Hendrik Neumann

Stattdessen standen bei der Verleihung des Kasseler Kunstpreises 2011 nun eher leise, nichtsdestotrotz atemberaubende Töne im Vordergrund, wie sie – vor Daniela Witzel (27), die für ihre collagenartigen Zeichnungen in der Sparte Bildende Kunst ausgezeichnet wurde – der Preisträger der Sparte Musik, der Lehramtsstudent und Profimusiker Thomas Höhl (23), bravourös am Flügel vortrug, unterstützt durch elektronische Instrumentierung. Eigentlich kaum vorstellbar, hatte er eigens für die Preisverleihung die im Kontext der Minimal Music einzuordnenden Stücke „Strom“ und „Sage“ komponiert, die ihm mit Händen greifbare Bewunderung und lange anhaltende Ovationen eintrugen, und hätte er an diesem Abend CDs mit seinen Werken im Angebot gehabt: Sie wären ihm sicher aus der Hand gerissen worden – somit durchaus eine verpasste Gelegenheit, hatte er in seiner Bewerbung in Bezug auf den möglichen Gewinn des mit 7.500 Euro dotierten Kunstpreises doch freimütig die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, sich damit endlich unbeschwert auf das Komponieren konzentrieren zu können, „ohne von der Klärung finanzieller Fragen abgelenkt zu werden“.

Finanzielle Fragen hatte zu Beginn des Abends, in dessen Verlauf auch zahlreiche Förder- und Ankaufsmittel vergeben wurden, allerdings Kunstvereinsvorsitzender Bernhard Balkenhol ins Spiel gebracht, als er betonte, die Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung sei „eine Bürgerinitiative, ohne die wir als Kulturschaffende nicht auskommen. Sie ist ganz, ganz wichtig für die Kunstszene, denn diese lebt nicht von der Luft. Wir wissen alle, dass solche Szenen, solche Initiativen und auch die Künstler nicht ökonomisch rechenbar sind. Der Wert, den ihre Arbeit hat, liegt neben dem Finanziellen“, so Balkenhol, der diese Einschätzung hoffnungsvoll gleich mit einem Appell an mögliche eigene Stifteraktivitäten der anwesenden Kunstfreunde verband.

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