Die Idee, einen modernen und großstädtischen Hessentag zu organisieren, der die in Kassel vorhandene Infrastruktur nutzt und stark auf den Öffentlichen Personennahverkehr setzt, ist aufgegangen. Das stellte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen am Sonntagvormittag – dem letzten Tag des 53. Landesfestes – in einem Pressegespräch fest. Gelungen sei die Mischung aus pulsierendem Großstadtleben mit Klimameile, Hessentagsstraße und vier Aktionsbühnen in der Kasseler Innenstadt und der Naturlandschaft der Fuldaaue mit dem Weindorf am Hiroshima-Ufer und der Karlswiese.
„Die Vielfalt der Aktionen und Angebote, die Stimmung in der Stadt, das große Interesse an unserem Hessentag und nicht zuletzt die professionelle Organisation und das hohe Engagement aller Beteiligten haben den Hessentag in Kassel zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht“, sagte Oberbürgermeister Hilgen.
Der Hessentag in Kassel habe viel Traditionelles gezeigt: Trachtengruppen und Fahrzeuge der Hilfsorganisationen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Sanitätsdiensten. Ein Riesenrad und vielfältige gastronomische Angebote auf der Hessentagsstraße. Vorführungen der Polizei und Kunsthandwerk. „Unser Anspruch war aber, einen etwas anderen, einen großstädtischen und modernen Hessentag zu organisieren“, sagte Hilgen. Dazu beigetragen habe beispielsweise die Klima-Meile, auf der es umfassende Informationen rund um das Thema Klima-und Umweltschutz gegeben habe. Es sei auch gelungen, neben den klassischen Standbetreibern wie Energieversorger und Energietechnikunternehmen solche Gruppen einzubinden, die man auf einem Hessentag sonst eher nicht finde: zum Beispiel Fracking-Gegner und Wachstums-Kritiker oder auch das Kunstprojekt „Electric Hotel“.
Großstädtisch und modern sei auch die große Bedeutung gewesen, die man dem Öffentlichen Personennahverkehr im Verkehrskonzept zugemessen habe. „Unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen“, sagte Hilgen. Statt wie erhofft 40 Prozent der Hessentagsbesucher sind mehr als 50 Prozent mit Bussen und Bahnen angereist. Kassel habe ohnehin ein sehr gutes Nahverkehrssystem und gute Verbindungen in die Region. Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) und Nordhessischer Verkehrsverbund hatten ihr Angebot zum Hessentag nochmals deutlich erweitert. Hilgen: „Der große Zuspruch, den dieses Angebot während der vergangenen zehn Tage erfahren hat, zeigt, dass die Menschen Busse und Bahnen als sicheres, zuverlässiges und bequemes Verkehrsmittel längst akzeptiert haben.“
Einen großen Dank sagte Hilgen in diesem Zusammenhang den Mitarbeitern der Verkehrsunternehmen, vor allem der KVG. „Sie haben während des Hessentages einen erstklassigen Job gemacht.“ Beeindruckend sei zum Beispiel gewesen, wie schnell die Besucher der großen Konzerte nach Veranstaltungsende mit Bussen und Bahnen das Auestadion verlassen konnten. Schnell und flexibel seien zusätzliche Fahrzeuge bereitgestellt und Fahrer aus der Freizeit aktiviert worden, wenn plötzlich ein höherer Bedarf erforderlich wurde. Und bei allem Stress und vollen Bahnen seien die Mitarbeiter freundlich und hilfsbereit geblieben.
Zu einem großstädtischen und modernen Hessentag gehörten laut Hilgen natürlich auch die großen Konzerte und Musikveranstaltungen im Auestadion. Dieses habe sich als Konzertarena mit einer imposanten Atmosphäre bewährt. „Das Potential, das unser schönes Auestadion nicht nur für Fußball und Leichtathletik, sondern auch für solche Musikveranstaltungen bietet, sollten wir künftig häufiger nutzen“, sagte Oberbürgermeister Hilgen. „Wer eines der großen Konzerte erlebt hat, wird Lust auf mehr bekommen haben.“
In den vergangenen Tagen haben er persönlich, aber auch viele andere Mitarbeiter und Vertreter der Stadt viel Lob für die gelungene Organisation des Hessentages erhalten, sagte Hilgen. „Kassel hat sich als grandioser Gastgeber präsentiert.“ Nicht zuletzt auch, weil sich so viele Menschen aus Kassel und der Umgebung als ehrenamtliche Helfer engagiert haben: bei Feuerwehr und Sanitätsdiensten, an den Aktionsbühnen und Ständen, als Platzanweiser bei den Konzerten und der Organisation im Hintergrund. „Ihnen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Stadtverwaltung gilt ein großes Dankeschön“, sagte der Oberbürgermeister.
Der Hessentag wirke nicht nur nach außen in die Öffentlichkeit, sondern auch nach innen in die Verwaltung. Ämterübergreifend sei der Hessentag in den vergangenen eineinhalb Jahren vorbereitet und organisiert worden. Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Bereichen, die im Alltag einer Stadtverwaltung eher nichts oder wenig miteinander zu tun haben, haben in Projektgruppen und in vielen Einzelfragen eng zusammengearbeitet. „Von dieser positiven Erfahrung des Miteinanders werden wir in Zukunft auch im Alltagsgeschäft profitieren“, ist sich der Oberbürgermeister sicher.
Vor dem Hessentag habe man mit mehr als einer Million Besucher gerechnet. Diese Zahl sei erfreulicherweise bereits zur Halbzeit des Hessentages am Mittwoch überschritten worden. „Bis heute Morgen hatten wir bereits mehr als 1,6 Millionen Besucher. Ich freue mich, dass so viele Menschen zu uns nach Kassel gekommen sind und erlebt haben, dass Kassel eine lebens- und liebenswerte und ausgesprochen gastfreundliche Stadt ist“, sagte Oberbürgermeister Hilgen.
Besucherzahlen seien jedoch nur das eine. „Viel wichtiger finde ich, dass der Hessentag in einer erfreulich friedlichen und fröhlichen Stimmung gefeiert wurde“, sagte Hilgen. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste hatten in den zehn Tagen ausgesprochen wenig Einsätze im Zusammenhang mit dem Hessentag. Und noch etwas anderes sei erwähnenswert: Eine Großveranstaltung wie der Hessentag beeinflusse unweigerlich den Alltag der Menschen, die in Kassel leben und arbeiten. Hilgen: „Es ist schön, dass die Menschen sehr gelassen damit umgegangen sind“. Bei dem eigens eingerichteten Beschwerdetelefon sind bislang nicht mehr als 100 Anrufe eingegangen. Hilgen: „Das ist ein Zeichen für die Toleranz, mit der die Kasseler mit den Begleiterscheinungen des Hessentages umgehen. Kassel ist auch in dieser Beziehung spitze.“
Eine vorläufige finanzielle Hessentagsbilanz soll nach den Sommerferien gezogen werden. Die Abschlussbilanz soll zum Jahresende vorliegen. Das kalkulierte Hessentags-Defizit beträgt 5 Millionen Euro – dem stehen Investitionskostenzuschüsse des Landes in Höhe von 5,5 Millionen Euro für städtische Infrastrukturprojekte gegenüber. Derzeit gebe es keine Veranlassung zu vermuten, dass sich an dieser Finanzplanung etwas Entscheidendes ändern wird.