Urenkelin stiftet Stadt Kassel Brief des Ehrenbürgers Karl Bernhardi

„Dein Papa wäre gern selbst nach Kassel gekommen, um Dir zu Deinem Geburtstag ein Blumensträußchen zu bringen; da er das aber nicht kann und ein wirkliches Blümchen, was er Dir gern schicken möchte, unterwegs vertrocknen würde, so schickt er Dir hier ein gemaltes Blumenmädchen mit einem schönen Bouquet und einem niedlichen Täubchen.“

Dr. Alexander Link (Stadtmuseum), Oberbürgermeister Bertram Hilgen, Gisela Lüning und Christian Bruno von Klobuczynski. Foto: nh

Dr. Alexander Link (Stadtmuseum), Oberbürgermeister Bertram Hilgen, Gisela Lüning und Christian Bruno von Klobuczynski. Foto: nh

So beginnt ein kurzer Brief des Kasseler Ehrenbürgers Dr. Karl Bernhardi (1799 – 1874) an seine Tochter Minna. Datiert ist der Brief auf den 13. November 1848. Bernhardi schickte ihn aus Frankfurt am Main – wo er an der Versammlung in der Paulskirche teilnahm – mit einer kleinen Zeichnung nach Kassel. Dieses anrührende Dokument hat nun die Urenkelin des Ehrenbürgers, Gisela Lünig aus Celle, dem Kasseler Stadtmuseum gestiftet. Oberbürgermeister Bertram Hilgen bedankte sich persönlich bei Gisela Lüning für dieses großzügige Geschenk. Vermittelt hatte den Kontakt der Kasseler Kulturwissenschaftler und Familienforscher Christian Bruno von Klobuczynski.

Für die Kasseler Stadtgeschichte ist Dr. Karl Bernhardi, am 5. Oktober 1799 in Ottrau (Schwalm) geboren, aus vielen Gründen von besonderem Interesse. Im Jahr 1829 kam Bernhardi nach Kassel, wo er die Nachfolge von Jakob Grimm als Bibliothekar der Landesbibliothek antrat. In Kassel war er politisch, sozial und kulturell sehr engagiert – und bei der Bevölkerung überaus beliebt. Bernhardi zählt zu den Gründungsvätern des „Armenvereins“ (1833) sowie des „Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde“ (1834) und tat sich als Herausgeber der liberalen Zeitung „Der Verfassungsfreund“ hervor.

1848/49 wurde Bernhardi Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung. Auf ihn geht die erste Sprachkarte des Deutschen Sprachgebiets zurück. Die Karte zeigte Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals die äußeren Grenzen des deutschen Sprachgebietes auf und verzeichnete zudem viele innerdeutsche Sprach- und Dialektgrenzen.

Wegen all seiner Verdienste, nicht zuletzt aber auch ob seines großen Engagements um die Versorgung und Förderung notleidender Kinder, wurde er schon 1859 zum Ehrenbürger der Stadt Kassel ernannt. Bernhardi starb am 1. August 1874 in Kassel. Neben der 2005 nach ihm benannten Straße hinter dem Museum Fridericianum erinnert sein Grab auf dem Hauptfriedhof an den Schriftsteller, Bibliothekar und Politiker.

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