Kassel ist für mich als gebürtigem Helmstedter nach einer Zeit der „Wanderschaft“ ungeplant zum dauerhaften Lebens- und Arbeitsmittelpunkt geworden. Unsere Kinder sind hier geboren, zur Schule gegangen und stellen die stärkste Bindung an Kassel dar, haben also einen relativ sesshaften Familienmenschen aus mir gemacht.
Zu Beginn war Kassel für mich nur eine Stadt, die nicht zu weit südlich lag, nicht Teil eines zu engen Ballungsraums war und die ich immer zur documenta besucht habe. Heute ist Kassel für mich eine sehr attraktive Stadt im Herzen Deutschlands, auf den zweiten Blick dauerhaft schön und lebenswert, dabei zum Glück mit Ecken und Kanten. Vielleicht aufgrund der zonenrandbedingten Skepsis an der eigenen Leistungsfähigkeit, gab es viele spannende Aufgaben, die noch zu bewältigen waren. Diese mit zahlreichen, auch ungewöhnlichen Partnern aus allen Bereichen der Wirtschaft, Politik und Verwaltung kreativ und vertrauensvoll angehen zu können, dafür braucht es Menschen, wie es sie – möglicherweise – nur in Nordhessen gibt, woher auch immer sie kommen mögen.
Sehr gern blicke ich auf die Zeit der Grenzöffnung zurück und die große Begeisterung und Offenheit der Menschen. Heute freue ich mich, wenn ich merke, wie Menschen selbstbewusst und ehrlich über ihre Heimat sprechen und sich ein Imagewandel für die Nordhessen in Deutschland und die Deutschen in der Welt vollzieht.
Kassel hat alles, was man braucht, zum Arbeiten und zum Leben. Besonders mag ich in Kassel, neben meinem Zuhause und meinem Büro, die „unfertigen“ Ecken wie zum Beispiel das große verwilderte Gelände am Nordflügel des alten Hauptbahnhofs. Besonders interessant wird die Stadt, wenn ich ab und an die sieben Kilometern ins Büro zu Fuß zurücklege und so Wege gehe und Details sehe, die mit Bahn, Auto oder Rad verborgen bleiben. Und dann sind da „meine“ Sportstätten: vollkommen entspannt ein paar Tausend Meter im schönen, alten Freibad Harleshausen zu kraulen oder die große Loipe am Essigberg – bei viel Schnee sogar ab der Rasenallee durch den Habichtswald – zu laufen, ist wunderbar und einzigartig in einer deutschen Großstadt.
Wenn es weiterhin die große Bereitschaft gibt, eng und kreativ zusammenzuarbeiten, woran ich nicht zweifle, werden Kassel und Nordhessen auf Basis der Natur, Bildungs- und Kulturlandschaft in optimaler Lage das Image der grauen Maus als Arbeits- und Wohnstätte endgültig ablegen. Rund wird es für mich persönlich, wenn auch unsere Kinder, wo sie zukünftig leben und arbeiten werden, gern immer wieder nach Kassel kommen und vielleicht sogar hier ihren Lebensmittelpunkt finden.
Ulrich Spengler
Stellv. Hauptgeschäftsführer IHK Kassel-Marburg