Ich erinnere mich genau an den Tag im Herbst 1963, an das Auestadion und die Euphorie. Es ging gegen Hannover 96 um den Einzug der Löwen in die Bundesliga. Als Nordhesse war ich skeptisch genug, um Bedenken zu haben, ob es gutgeht. Und euphorisch genug, um trotzdem daran zu glauben. Das Stadion war voll, die Stimmung elektrisierend. Am Ende hat es für uns leider nicht gereicht. Aber eine Bratwurst war noch drin. Das war zwar kein Trost, aber damals etwas Besonderes. Es gab kaum ein Spiel des KSV, das ich als Jugendlicher verpasst habe. Ich war auch am Silvestertag 1966 da, als wir die Eintracht aus Frankfurt im DFB-Pokal mit einem 6:2-Sieg aus dem Auestadion geschossen haben. Ich war auch da, als wir dem Hamburger SV mit 0:2 unterlagen. Die Anreise von Borken nach Kassel war damals noch umständlich. Für ein Spiel im Auestadion habe ich das gerne in Kauf genommen. Schon schwerer fiel es mir morgens, wenn der Wecker klingelte. Um viertel vor fünf war die Nacht für mich zu Ende. Die ersten sechs Kilometer legte ich mit dem Fahrrad zurück. Dann stieg ich um auf den Zug. Unter Dampf ging es weiter bis nach Kassel. Das letzte Stück nahm ich zu Fuß, bis zum Katzensprung. Ich bin dort während meiner Lehre zur Schule gegangen. Hinter der Schule war eine Waffelfabrik. Waffeln, die optische Mängel hatten, den sogenannten Waffelbruch, habe ich in den Pausen für ein paar Groschen gekauft.
Der war fast so gut wie die Bratwurst im Stadion.
Prof. Dr. Hans-Helmut Becker
Werkleiter Volkswagenwerk Kassel