Couchsurfing, AirBnB & Co.
Ein Erfahrungsbericht
Ein Reiseabenteuer, das früher, insbesondere in den 70er Jahren, vorzugsweise am Straßenrand seinen Ausgangspunkt nahm, mithin per Anhalter, geht schon lange wesentlicher komfortabler per Computer, über entsprechende Vermittlungsplattformen. Neu hinzugekommen sind nun Netzwerke, die auf diesem Wege auch preisgünstige, mitunter gar kostenlose Unterkunftsmöglichkeiten vermitteln, von Gemeinschaftszimmern bis hin zu kompletten Häusern.
Für einen geplanten mehrwöchigen Urlaub in London, derzeit die teuerste Stadt Europas, wollten wir daher das ausprobieren, was den Wiesbadener Journalisten Thomas Niemietz bereits seit drei Jahren scheinbar mühelos quer durch die Welt führt, festgehalten in der EinsPlus-Serie „Auf 3 Sofas durch …“: Couchsurfing – wildfremde Menschen besuchen und bei diesen gratis, wenngleich ohne Anspruch auf Komfort nächtigen.
So busy: Andy und Jill
In der Praxis fand sich die erste Hürde bei couchsurfing.org bereits in Gestalt eines umfangreichen, natürlich öffentlich einsehbaren Fragenkataloges, den es ehrlich zu beantworten hieß, alle Sensibilität hinsichtlich persönlicher Daten blindlings in den Wind zu schlagen. Nun gut – potenziell Aufnahmewillige sollten ja schließlich wissen, wen sie da zur Tür hineinlassen würden.
Allein: Die Kontaktaufnahme gestaltete sich ausgesprochen schwierig, auf keine der zahlreichen freundlichen Anfragen folgte eine zeitnahe Antwort. Wochen später entschuldigten sich zumindest „Andy and Jill“, dass sie nicht reagiert hätten, weil es eben ein »busy month« gewesen sei. „Dror“ gab an, er wäre im gewünschten Zeitraum »not have been able to host you« wie auch „Stephanie“ bedauerte, ebenfalls Wochen später, dass sie leider schon ausgebucht sei. Immerhin bot sie jedoch »at once« die Unterkunft für zwei Tage an.
Zehn kleine Klingelknöpfe
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits über airbnb eine Unterkunft gefunden, alles andere als gratis, aber dennoch immerhin nur zu einem Drittel des sonst unausweichlichen Hotelpreises. Weitere sogenannte Netzwerke – beWelcome und der Hospitality Club – hatten zuvor zu rein gar nichts geführt.
Allerdings war es auch bei airbnb eine Zitterpartie gewesen, bis eine Zusage kam: „Lucia“ und „Jenny“ antworteten überhaupt nicht, „Valeria“ teilte immerhin mit, sehr sehr spät, »we would have loved to host you«, aber der Manager des Gebäudes habe es untersagt, und „Tom“ sei mittlerweile ausgebucht, wie uns das Mitteilungssystem von airbnb zunächst fälschlich informierte. Lediglich durch meine eigene Mitteilung an „Tom“, ihn dennoch bei unseren nächsten London-Besuch wieder kontaktieren zu wollen, fanden wir glücklicherweise doch noch zusammen – nachdem wir zunächst noch einmal ratlos vor den zehn nicht beschrifteten Klingelknöpfen seines Hauses gestanden hatten. Nett war es letztlich trotzdem. See you again, Tom!