Zur Zeit zählt der Deutsche Musikrat knapp 600 Musikfestivals in Deutschland und soweit sie klassische Musik im Repertoire haben, greifen sie alle auf den gleichen Pool von Kammermusikern und Solisten zurück.
Alle haben oder hatten über die vergangenen Jahre ähnliche Schwerpunkte: Länderthemen, Artists in Residence, Förderung junger Nachwuchskünstler, Klassik für Kinder oder aktuell Projekte für Kinder mit Fluchthintergrund.
Worin unterscheiden sich also diese Festivals außer in der Höhe ihre Etats? Die Antwort ist die gleiche wie auf die Frage, was den Wert einer Immobilie vor allem ausmacht: Es ist Die Lage! Der Charakter – vor allem der Sommerfestivals – wird geprägt durch ihre Spielstätten, ihre Orte und die Geschichte ihrer Orte.
2012/13 anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Kinder und Hausmärchen hat der Kultursommer Nordhessen zum ersten Mal eine Veranstaltungsreihe zu den Brüdern Grimm angeboten.
Das bedeutet ein intensives Aufsuchen Grimmscher Orte, und ich meine damit nicht die musealen Gedenkstätten, sondern die romantischen Landschaften des 19. Jahrhunderts: die Burgen, die Schlösser und die Wälder. Und es bedeutet, die ausgeprägte romantische Lust an der Natur wiederzufinden. Genau daraus hat sich ein neuer Schwerpunkt unseres Festivals entwickelt. Nicht dem 27. fantastischen jungen Geiger in der zwölften frisch restaurierten gotischen Kirche gilt das Hauptaugenmerk des Festivals. Das Programm 2017 ist die Inszenierung von Landschaft und Ort in der GrimmHeimat NordHessen mit Musik, Literatur und Theater. Das heißt, mit Musikern ohne Aufwand in die Wälder zu ziehen, Lesungen in ländlichen Bauerngärten zu lauschen oder Theater am Seeufer und an Burgruinen zu inszenieren.
Aber der Wald hat keinen Konzertsessel, keine Steckdose, keine Beleuchtung. Deswegen inszenieren wir unsere Waldkonzerte tagsüber. Und wegen der fehlenden Konzertsessel bitten wir unser Publikum, einen Klappstuhl mitzubringen.
Auch unsere Eröffnung am 14. Mai an den Niester Riesen haben wir unter dieses Motto gestellt. Das Theater ANU lädt ein zu einem inszenierten Spaziergang durch den geheimnisvollen Wald in ein Land mit fantastischen Gestalten. Danach geht es zum Sensenstein, wo bei Musik am Waldesrand die Tafel gedeckt ist mit Leckereien aus der Sensensteiner Küche. Das Sommerfest in Wilhelmsthal werden wir 2018 wieder aufnehmen.
Natürlich finden sich auch die Lieblingsorte und gern gesehene Programme der vergangenen Jahre in dieser Saison wieder. Darüber können Sie ab Seite 22 lesen.
Ich freue mich auf Ihren Besuch
Ihre
Maren Matthes
(Intendantin Kultursommer Nordhessen)