Die letzten Monate lassen sich am besten mit einer Achterbahnfahrt vergleichen. Bei der vierzehnten Ausgabe der documenta, und der ersten, für die ich als Geschäftsführerin verantwortlich bin, habe ich bereits viele tolle Erfahrungen sammeln können. Nach langen Monaten der Vorbereitungen erlebten wir den ersten Akt der Ausstellung in Athen und nun schließlich auch die mit Spannung erwartete Eröffnung in Kassel. Wenn ich nun zurückblicke, sehe ich deutlich, wieviel Leidenschaft, Mut, Entschlossenheit und Idealismus nötig sind, um eine Ausstellung mit einer langen bewegten Geschichte nicht nur zu erhalten, sondern auch voranzubringen. Der Einsatz des gesamten Teams wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Und war es das wert? Ich kann nichts anderes sagen als: absolut! Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, dass wir mit einem Team die documenta verdoppelt haben, zum ersten Mal in der Geschichte. Und dass genau durch diesen schwierigen, komplizierten und manchmal schmerzlichen Prozess ein kleines Wunder entstanden ist, nämlich eine Ausstellung, die von der Welt erzählt, ohne belehrend zu sein, die sich selbst kritisiert und so ihre Position als kritische Instanz im zeitgenössischen Kunstbetrieb behauptet.
Natürlich werden erst die nächsten Wochen, Monate und sogar Jahre zeigen, ob die documenta 14 das erfüllt, was sie schaffen wollte. Die documenta 14 in Athen zeigt aber bereits das große Interesse der Besucher. Dort zählte die documenta 14, die vom 8. April bis 16. Juli 2017 stattfand, mehr als 339.000 Besuche an den verschiedenen Ausstellungsorten, den Werken im öffentlichen Raum und bei den zahlreichen Veranstaltungen und Performances rund um die Stadt. Die Besuche werden am Eingang von jedem Veranstaltungsort der documenta 14, Werken im öffentlichen Raum sowie Veranstaltungen gezählt. Eine Besucherumfrage der Universität Kassel in Zusammenarbeit mit der Universität Athen zeigt, dass etwa die Hälfte der Ausstellungsbesucher griechische Besucher sind; ein Viertel der Besucher kommen aus Deutschland, die weiteren Besucher kommen aus der ganzen Welt, um die Ausstellung an den verschiedenen Orten zu besichtigen, an Veranstaltungen teilzunehmen, Konzerte zu hören und die vielen Ebenen des Programms der documenta 14 in Athen zu erleben. Das sehe ich als ein wichtiges Zeichen. Der Auftakt in Kassel war ein wahrer Kraftakt, der direkt zu Beginn tausende Besucher nach Kassel zog. Die Hotels sind ausgebucht, die Gastronomie voll, Kassel ist aufgeblüht und die Menschen und Meinungen der ganzen Welt kommen zusammen.
Ich hoffe natürlich sehr, dass es genauso weitergeht. Dass sich die bereits begonnenen Gespräche vertiefen, die Freundschaften verdichten und die Kunst für immer mehr Menschen zu einer wichtigen Begleiterin wird, die das Leben auch in schwierigsten Zeiten mit Wissen und alternativen Ideen bereichern kann.
Annette Kulenkampff
Geschäftsführerin der documenta
und Museum Fridericianum gGmbH