Wie erfreulich: Mit Dr. Sabine Schormann wird ab Herbst eine ehemalige Kollegin die Geschäfte der documenta regeln.
War die 55-jährige Kunsthistorikerin doch, wie der Autor dieser Zeilen, ebenfalls an der Vorbereitung der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover beteiligt, als Leiterin der dortigen Ausstellungen »Planet of Visions« und »Das 21. Jahrhundert«. Dort ging es unter anderem – auf 140 Meter Länge – um ein gewaltiges Panorama der menschlichen Utopien in ihren Heils- und Schreckensvisionen, unsere Vorstellungen vom Paradies, die Entschlüsselung und Übersetzung der Botschaften historischer Schriften in unsere heutige Sprache und den Turmbau zu Babel als Symbol für das beständige Streben nach Vollkommenheit – trotz gelegentlichen Scheiterns. Gemessen daran mutet die Bewältigung der documenta regelrecht als Klacks an, zumal die Vorbereitungszeit der EXPO an hochgradigem Chaos nur schwerlich zu überbieten war und Sabine Schormann diese an die Substanz gehende Herausforderung über einen Zeitraum von kaum vorstellbaren fünf Jahren erfolgreich meisterte und das Projekt bravourös zum Ziel führte. Wie heißt es doch in Frank Sinatras »New York, New York«: „If I can make it there, I‘ll make it anywhere …“
Kein künstlerisches Eingreifen geplant
Doch die derzeit dort im 18. Jahr wirkende Direktorin zweier Kulturstiftungen in Hannover, von denen Fördersummen in Höhe von jährlich rund fünf Millionen Euro vergeben werden, kann noch mit weiteren Vorzügen punkten. Denn sie arbeitete darüber hinaus nicht nur für das Goethe-Museum in Frankfurt, sondern auch noch für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, und es ist speziell ihrem Wirken zu verdanken, dass 1993 der bundesweite Tag des offenen Denkmals etabliert werden konnte. Sich erfolgreich gegen 53 Mitbewerber behauptet habend, sagte die künftige documenta-Geschäftsführerin, selbstbewusst in Rot gekleidet, in einer ersten Stellungnahme: „Ich verstehe meine Rolle als »Ermöglicherin«, das heißt, ich möchte der Kunst mit der documenta weiterhin größtmögliche Entfaltung und öffentliche Wahrnehmung zusichern, ohne dabei selbst künstlerisch einzugreifen.“ Die Kunsthistorikerin, die 1993 in Tübingen zum Thema »Bettine von Arnim – Die Bedeutung Schleiermachers für ihr Leben und Werk« promovierte, war 1996 zudem Mitautorin des »Sponsoring-Kompass«. Auch das verheißt Gutes, musste ihre Vorgängerin Annette Kulenkampff doch ihren Posten infolge des bei der documenta 14 entstandenen Defizits in Höhe von 5,4 Millionen Euro vorzeitig aufgeben. Bis zum Herbst wird die documenta-Geschäftsführung übergangsweise von dem Musikmanager Wolfgang Orthmayr übernommen.