Nordhessen. Eine Volkswirtin leitet in Zukunft die Geschicke der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg: Die ehrenamtlich in der IHK-Vollversammlung engagierten Unternehmer aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen stimmten am Mittwochnachmittag mit großer Mehrheit dafür, Sybille von Obernitz als neue Hauptgeschäftsführerin zu bestellen. Damit tritt zugleich der auf fünf Jahre angelegte Dienstvertrag in Kraft. Am 1. November 2015 beginnt Sybille von Obernitz eine zweimonatige Einarbeitungsphase. Ab dem 1. Januar 2016 wird sie das Amt ausüben, das Dr. Walter Lohmeier seit dem 1. Juni 1995 innehat.
Von einer „exzellenten Auswahl“ sprach IHK-Präsident Prof. Dr. Martin Viessmann, der zusammen mit Sybille von Obernitz die IHK repräsentieren wird. „Sie verfügt über fundierte wirtschaftspolitische Erfahrungen in der IHK-Organisation und in der Politik. Ihr persönliches und ihr fachliches Profil haben wir in der Findungskommission als herausragend empfunden.“ Die Findungskommission (mehr über die Kommission und den Prozess der Kandidatenauswahl finden Sie in einem zweiten Pressetext) hatte sich – ebenso wie das IHK-Präsidium – einstimmig für die Kandidatin ausgesprochen. Die Vollversammlung als höchstes Organ der IHK ist laufend über alle Schritte informiert worden.
„Ich freue mich zutiefst auf die äußerst spannende Aufgabe, eine der ältesten IHKs in Deutschland zu leiten – in einer Wirtschaftsregion im Herzen Europas, die prosperiert“, sagte Sybille von Obernitz. Sie wird die operative Leitung der Kammer mit ihren 110 Mitarbeitern sowie – in Abstimmung mit der Vollversammlung und dem Präsidium – die strategische Ausrichtung verantworten.
Als herausragendes Ziel ihrer künftigen Arbeit bezeichnet Sybille von Obernitz die Förderung von Rahmenbedingungen, die den bisherigen Wachstumspfad der nordhessischen Wirtschaft nachhaltig stabilisieren und weiter verbessern. Industrie 4.0. ist dabei für sie eine besondere Herausforderung. Die Informatisierung der industriellen Produktion, die vollständige Integration von virtuellen Steuerungsprozessen und realer Fabrikation sind nach ihrer Einschätzung eine gewaltige und chancenreiche Perspektive der starken und vielfältigen Wirtschaft, wie sie für den IHK-Bezirk Kassel-Marburg kennzeichnend sei. Die Sicherung der künftigen Fachkräftebedarfe, die weitere Verbesserung der Verkehrsinfrastrukturen und insbesondere auch der Ausbau von Breitbandnetzen im ländlichen Raum sind für die Region nach ihrer Einschätzung weiterhin erstrangige Aufgaben. Die in Kassel, Marburg und Nordhessen bereits etablierten Netzwerke, innerhalb der Wirtschaft, zwischen Wirtschaft und Politik und zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sollten weiter optimiert werden, um alle Entwicklungspotenziale dieses Raumes auch bestens zur Geltung zu bringen.
Sybille von Obernitz wurde am 11. März 1962 in Augsburg geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Diplom-Volkswirtin (Universität Freiburg) wirkte von 1993 bis November 2011 in den Industrie- und Handelskammern Augsburg, Berlin und beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Beim DIHK zeichnete sie wesentlich mitverantwortlich für den erfolgreichen Ausbildungspakt, der zunächst von Wirtschaftsverbänden und der Bundesregierung geschlossen wurde.
Von Dezember 2011 bis September 2012 amtierte von Obernitz als Senatorin des Landes Berlin für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Dass sie als parteilose Senatorin ihr Amt niederlegte, begründet sie damit, dass keine Unterstützung durch die Partei, die sie nominiert hatte, aufgebaut werden konnte. Im Nachhinein bezeichnet sie das Engagement als Wirtschaftssenatorin als eine wichtige Erfahrung. Anschließend nahm sie ein Stipendium der Harvard-University wahr.