Imaginäre Wesen

Albert Schindehütte: die wandlungsreichen Bilder eines literarischen Geistes
Während der knappen Dekade seines Wirkens als Leiter der Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk) sei es ja leider nie dazu gekommen, umso mehr freue er sich, jetzt endlich gemeinsam mit Landrat Uwe Schmidt im Kreishaus eine Ausstellung eröffnen zu können. „Der Landkreis Kassel und Albert Schindehütte – das ist eine gewachsene Einheit, eine Art biografische Symbiose eines Künstlers mit dem Raum seiner Herkunft“, bemerkte Prof. Dr. Bernd Küster in seiner Einleitung zu »Albert Schindehütte, Holzschnitte von 1959 – 2017, und Fotografien von Michael Zapf«.

Schwarz-weiße Welt: ein Holzschnitt von Albert Schindehütte. Foto: Jan Hendrik NeumannWobei eine solche Nähe zur Heimat – gemeint sind Schindehüttes Heimatort Breitenbach wie auch der gesamte Landkreis Kassel – durchaus ungewöhnlich sei für einen Künstler, „dessen Werk auf den ersten Blick so gar nichts Heimatliches an sich hat.“

Urgestein der grafischen Kultur
Das bevorzugte Metier des künstlerischen Handelns von Albert Schindehütte, „einem Urgestein der grafischen Kultur der Bundesrepublik“, so Küster, sei zweifellos die „schwarz-weiße Welt“ des Holzschnitts. „Wenn man vom künstlerischen Holzschnitt unserer Gegenwart spricht, dann ist Albert immer mitgemeint.“

Schindehüttes Arbeiten in dieser Technik seien die besten und klarsten Zeugnisse seines großen erzählerischen Talentes, in welchem sich das Nachempfinden von Poesie, Sagen oder Märchen mit einer hochentwickelten grafischen Kultur in Einklang setze. „Viele seiner raffinierten grafischen Arbeiten werden so zu meisterhaften Würdigungen bedeutender Literatur, aber sie sind immer zugleich auch deren feinsinnige und kunstvolle Interpretationen“, erläuterte der Kunsthistoriker.

Bilder eines literarischen Geistes
„In seinen oft großformatigen, immer aber großartigen grafischen Paraphrasen erzählt Albert Schindehütte nicht nach oder bebildert einen Erzählstoff, sondern er umschreibt, stilisiert, interpretiert und würdigt damit die Leistungen vergangener Geistesverwandter.“ Albert „Ali“ Schindehüttes Werke seien daher nichts weniger als Bilder eines literarischen, der einfachen Anschauung immer überlegenen Geistes, der die Welt nicht kommentarlos annehme, sondern sie deute und phantasiereich erweitere. Wie etwa bei seinen stilisierten Referenzen an die Märchen der Brüder Grimm, „in denen sich alle möglichen Gestalten aus dem Reiche des »Es war einmal« tummeln, sich zu imaginären Wesen verdichten oder seltsame Metamorphosen zwischen Dingen, Tieren und Menschen eingehen.“

Küster würdigte auch die Werke von Michael Zapf, „der als Fotograf die Entwicklung Albert Schindehüttes seit Jahrzehnten begleitet, der unauffällig und routiniert nicht nur die Arbeitsprozesse dokumentiert, sondern alle Ausstellungen und Ehrungen dieses Künstlers festgehalten hat.“ Der Hamburger Fotograf, der insbesondere seine hanseatische Heimatstadt immer wieder mit Bildreportagen porträtiert, gehört bereits seit den 1990er Jahren zum Stab der treuen Mitarbeiter Schindehüttes, ohne deren Zutun, so der ehemalige mhk-Chef, „vieles nicht so geworden und so gut gelungen wäre.“

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