Nach vier documenta-Abenteuern: Ende der Ära Leifeld
Mitten in den Vorbereitungsarbeiten zur documenta X von 1997 „war Catherine David und einer kleinen Mannschaft, zu der ich gehörte, der Geschäftsführer abhanden gekommen“, wie sich Hortensia Völckers, zuvor unter anderem mit Tanz- und Theaterprojekten befasst und heute Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, erinnert. Daraufhin habe der documenta-Aufsichtsrat einen neuen ausgesucht „und es wurde ein Bernd Leifeld. Dieser Mann sprach zwar immer wieder von der »Abendkasse«, was ich Catherine David nicht übersetzen konnte, um diese Frau nicht noch weiter zu verunsichern – wir übersetzten so einiges nicht –, aber mir war das eigentlich sehr angenehm.“ Denn mit Bernd Leifeld, der zuvor als Dramaturg, Regisseur, Schauspieldirektor und Intendant gewirkt hatte, sei jemand ins Team gestoßen, der das ideale Grundverständnis für die documenta mitbracht habe: „Auch dabei geht es um Dynamik, es geht um Dramaturgie, es geht um Bewegung, es geht um Publikum. Und insofern dachte ich: Das ist genau der Richtige.“
Immer wieder auf Anfang
Im Laufe der Zeit habe sich sogar gezeigt, „dass für ihn eigentlich alles eine große Bühne ist“. Ganz schwer hätten es daher vor allem diejenigen mit ihm gehabt, „die sich ohne Anmeldung in diese Inszenierung hineinmogelten, weil sie ein kleines Geschäft machen wollten, die irgendetwas aufhängten, sich plötzlich selbst documenta nannten – da wurde Bernd Leifeld dann zum Tier … “ Phänomenal habe er sich hingegen immer wieder auf die Einmaligkeit jeder documenta eingestellt und der jeweiligen künstlerischen Leitung zu verstehen gegeben: Absolut alles kann noch einmal neu erfunden werden. „Die Neugierde auf Menschen, die Freude sich auf Menschen einzulassen und die Liebe zum Publikum“, so Hortensia Völckers, „das ist alles unheimlich wichtig.“ Denn die documenta habe zwar eine solide öffentliche Förderung, „aber in Wahrheit lebt sie von den Einnahmen und den Verkäufen der Kataloge. Insofern ist das mit der »Abendkasse« ganz richtig: Die muss stimmen. Und sie hat jedes Mal gestimmt.“
Kaum verwunderlich, dass Bernd Leifeld nun auch seinen letzten öffentlichen Auftritt als documenta-Geschäftsführer nutzte, um in der documenta-Halle vor rund 400 illustren Verabschiedungsgästen für die Sache der weltgrößten Kunstausstellung zu trommeln. Für 2015, „wenn die documenta 60 Jahre alt wird“, wünsche er sich einen Vertrag, mit dem das documenta-Archiv unter das Dach der documenta GmbH komme. Zudem solle die jüngst gegründete Biennale Foundation, in der sich 200 Biennalen zusammengefunden haben, ihren Sitz in Kassel finden und darüber hinaus der documenta endlich ein Haus gebaut werden. „Helfen wir alle mit!“