Plakate für Gerechtigkeit

Klaus Staeck gilt als der bedeutendste Plakatkünstler der Republik. Viele seiner Arbeiten sind Teil des visuellen Gedächtnisses der Nation.

Seit den 1960er Jahren sorgt Klaus Staeck mit seiner Kunst immer wieder für Aufsehen. In seinen Plakaten bezieht er Position und legt sich mit den Großen und Mächtigen an, darunter Parteien, politische Akteure und Konzerne. „Wenn ich irgendwo Ungerechtigkeit wittere, will ich etwas dagegen tun“, so der ehemalige Präsident der Berliner Akademie der Künste. 2014 versah er etwa die vier Reiter der Apokalypse aus Albrecht Dürers gleichnamigen Holzschnitt mit den Namen „Amazon“, „Facebook“, „Google“ und „Apple“ – eine späte Arbeit aus einer ganzen Reihe von Düreradaptionen.

Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?
Aus dieser Reihe stammte auch das Plakat, mit dem Staeck 1971 schlagartig bekannt wurde: Während nämlich die Stadt Nürnberg anlässlich seines 500. Geburtstags den Künstler mit einer großen Ausstellung würdigte, plakatierte Staeck Dürers Kohlezeichnung „Bildnis der Mutter“, im Original ebenfalls Teil der Gedenkschau, versehen mit der Frage: „Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?“. Das Plakat sorgte für Irritationen. Bis zu 200 Leute täglich erkundigten sich bei der Stadtverwaltung, was es damit auf sich habe. „Die ausufernden Feierlichkeiten aus Anlass des Dürerjubiläums verlangten geradezu nach einem Kontrapunkt“, kommentiert Staeck die Aktion rückblickend.

Keinen Prozess verloren
Dies war Staecks erste konkret geplante Plakataktion. „Es galt zu testen, ob derlei Botschaften, die weder für ein Produkt noch für eine Veranstaltung werben, in der Alltagswelt überhaupt wahrgenommen werden“, so der heute 81-jährige. Vorhergehende Plakate – etwa gegen die Wahlerfolge der NPD Ende der 1960er – waren lediglich in kleinen Auflagen gedruckt worden. Es folgten hunderte von Plakaten, aber auch Postkarten und Aufkleber. Staeck avancierte zum „ironischen Kommentator des Politbetriebs“ (Deutsche Welle). 2007 wurde er mit dem „Großen Bundesverdienstkreuz“ ausgezeichnet. Doch viele fühlten sich provoziert, ganze 41 Prozesse wurden gegen ihn angestrengt, von denen er – selbst Jurist – jedoch nicht einen einzigen verlor.

Zusammenarbeit mit Joseph Beuys
Als Provokateur sieht sich Staeck indes nicht. Seine Definition von Satire sei, die unverschuldet Schwachen gegen den Übermut der Starken zu verteidigen, konstatiert der 1938 im sächsischen Pulsnitz geborene Künstler, dessen Werke gleich vier Mal auf der documenta zu sehen waren: 1972, 1977, 1982 und 1987. Bereits im Rahmen der documenta 4 im Jahr 1968 lernte Staeck Joseph Beuys kennen. Es folgte eine langjährige Zusammenarbeit, in der Staeck als Herausgeber fungierte. Er war an der Herstellung von mehr als 200 beuys’schen Multiples beteiligt.

Deutschland dreht durch
Ausstellung bis 11.8.2019
Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 12 bis 19 Uhr
und So, feiertags  10 bis 19 Uhr
Ort: Caricatura – Galerie für Komische Kunst im KulturBahnhof,
Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel
www.caricatura.de

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